recife...

ja, liebe Leute, es ist wahr, ich habe einmal wieder verdammt lange nichts von mir hoeren lassen, aber mittlerweile hat mich auch hier die Arbeit, der Alltag, das Leben gepackt... In der letzten Woche war ich - man hoere und staune - in Recife, einer Stadt mehr oder weniger am anderen Ende von Brasilien, am Meer, voller Wolkenkratzer und mit einem kleinen, schicken, historischen Zentrum. Die 40 Stunden Fahrt mit dem Omnibus teilte ich mit einem Haufen partywuetiger Soziologiestudenten der UnB, die neben Unmengen von Cachaca auch mehrere Trommeln mit an Bord genommen hatten. Eine davon war so gross, dass sich darin bequem 3 Leute verstecken konnten (und das ist keine Uebertreibung!).
Wir fuhren also 40 Stunden laermend und trinkend durch das Land - ich schaute dem Treiben mehr oder weniger verwundert zu. Ansonsten bin ich diesem Haufen sehr dankbar, denn die Zeit verging wirklich wie im Flug... Als ich nach der ersten Nacht im Bus aufwachte, war die erste Frage meines Nebenmannes "wo ist denn der Cachaca?", waehrend derjenige zu meiner Linken begann ohne Punkt und Komma zu reden und die Landschaft fuer mich zu kommentieren, die allerdings wirklich schoen war. Ansonsten hab ich viel gelernt: uebers "movimento negro", die Bildung vom portugiesischem Futur der Schriftsprache, Geburtstagslieder auf Portugiesisch und einiges mehr. Weiterhin konnte endlich einmal der fuer mich unverstaendliche Wissensdurst der Brasilianer ueber besetzte Haeuser gestillt werden...
Nebenbei war die ganze Bande sehr bemueht, mir ihr Land naeher zu bringen: so habe ich Krebse gegessen (und die Schale selbst zerhackt - eine Heidenarbeit), kenne Blumen, die bei einer Beruehrung die Blaetter falten, kann Kokosnuesse ohne Loeffel auskratzen, weiss wie man billig durchs Land kommt (und das wird mir im August, wenn ich mit dem Cotti reisen werde sehr viel nutzen), bin ein bisschen besser im Forró, kenne etwas mehr Musik und Filme und habe zwei Tage an einem fantastischem Strand gezeltet. Mein Portugiesisch allerdings sprudelt zwar mittlerweile, ist aber auch von soviel Slang durchsetzt, dass ich es an der Uni nur bedingt anwenden kann... Dass ich nicht an jeden Satz ein "Alter" haenge, habe ich wohl nur meiner guten Erziehung zu verdanken. Ja, liebe Eltern, Erfolg auf der ganzen Linie!
Tja, und fuer den Kongress der Soziologen, der ja der eigentliche Anlass dieser Reise war, reichten meine Sprachkenntnisse nur bedingt, was aber vor allem daran lag, dass ich ungluecklicherweise immer in Vortraegen von Spaniern landete. Trotzdem, ich ging weiter tapfer zu Debatten, Vortraegen, Diskussionen und habe auch viel Interessantes gehoert. Einen Vortrag zum Beispiel von einem deutschen Professor ueber Dominanzverhaeltnisse, der mir hinterher noch kurz ein paar Tipps fuer die Fuehrung von Gruppendiskussionen in Brasilien als Nichtbrasilianerin gab und dessen Vortrag ich wegen seines deutschen Akzents fantastisch verstand...
An zwei Nachmittagen klemmte ich mir allerdings auch die Wissenschaft um mir Olinda (eine kleine Stadt in der Naehe von Recife) anzusehen und das alte Zentrum Recifes zu besuchen...


Alles in allem ein fantastischer Ausflug aus dem Unileben, das mittlerweile abwechslungsreich-interessant geworden ist. Neben der Arbeit im vom Wivian geleiteten Forschungsprojekt, in dem ich Leute fuer die Diskussionen suche, teilweise bei den Diskussionen dabei bin, dem Material von Wivians Mitarbeitern hinterherlaufe und viel Kleinkram mache, helfe ich momentan auch bei einem Projekt, dass Erhebungen in der Peripherie Brasílias durchfuehrt - echt interessant, denn Brasília ist einfach eine ganz andere Welt...

Zum Schluss noch: Nik (die an der Uni Halle arbeitet und ein Jahr in Brasilia bleiben wird) ist angekommen und ich habe gestern schon ein bischen mit ihr die Stadt durchstreift. Wir haben auf dem Dach eines Shoppingcenters einen Caipirinha getrunken und ich habe es wirklich genossen, endlich mal wieder mit jemandem von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, der mich schon etwas laenger kennt. Und das auch noch in der einzigen Sprache, die ich wirklich kann... Seja Bem-vindo, Nik, que bom, que voce está aqui!!





Ganz zum Schluss: Der Portier von meinem Haus hat mich gefragt, ob ich nicht deutsche Vorfahren habe. Konnte ich nicht nur bestaetigen...

Niklas: Parabéns, wenn ich wiederkomme studierst du Kamera! Freu mich sehr fuer dich! ein Kuss vom Schwesterherz! Bin furchtbar stolz auf mein Bruderherz!


Grosseltern: Wie gehts euch denn eigentlich? Lange nichts gehoert...
die WG im Allgemeinen: die EVH ist mein Held. Schicke gleich meine Kontodaten. Wie laeufts in Halle?
Snorre im Speziellen: ich hoerte du hast deinen LKW-Fuehrerschein nutzen duerfen?
Silke im Speziellen: London - mach Photos und bringe ganz viel Kram mit! Ich schreib dir bald!
und an die beiden Geburtstagkinder alles Gute!
Irene: ein Kuss fuer dich und heut Nacht kriegst du ne Mail!

alle anderen: Ich denke an Euch und freu mich schon ein bischen auf den Oktober!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Grosseltern schlagen sich reuig an die Brust, dass sie sich erst heute mal selber melden, nachdem sie schon ueber eine Woche wieder von der Reise (englische Aermelkanalinseln) zurück sind, gesund und auch immer sehr neugierig auf Deine Blogs. Wir haben Dir gestern abend eine lange email mit Fotos geschickt, sind gespannt ob sie gut ankommt. Halt Dich weiter wacker und wir freuen uns auch schon auf den Oktober!

Anonym hat gesagt…

Hey Nora,
jetzt tagge ich dir auch mal in dein virtuelles Reiselogbuch. Find'ch echt jut die Berichte und Phodos und alles drumherum:)
Jedenfalls bleibt es immer wieder spannend und macht Bock auf Urlaub in SouthAmerica. Na vielleicht nächstes Jahr, jetzt rücken erstmal die Prüfungen ran.
Aber gefeiert wird hier trotzdem gut und ausschweifend, das kannst du auf unserem kollektivblog nachvollziehen. Schau mal durch's fenster und vorbei (CommanderMasterChief.WordPress.com)

Laß es dir gut gehen und weiterhin ab und zu die Logbuchgemeinde daran Teil haben!

lg (Mr.) martin

Anonym hat gesagt…

Hi, nori, schön dass du dich wieder meldest. ich dachte schon, dass mein internet kaputt ist. Mary ist durch ihre ersten prüfungen gefallen und hat es überlebt! Eine neue erfahrung für sie. Am wochenende fährt sie zu jonas: kleine Miezchen sind dort geboren... Ich werde wohl nicht zu dir kommen. Denn wie jeden sommer merke ich, dass hitze wohl nichts mehr für mich ist. Am 19. bin ich bei großvater und hoffe, dass nickel da ist, um ihm noch um den Hals zu fallen. Ich find's toll, dass er seinen studienplatz gekriegt hat. Hoffentlich findet jule auch noch was für sich. Ganz viele liebe grüße von Micki