...schon beim zweiten Eintrag gibt es eine kurze Telenovelatitelpause um euch aus aktuellem Anlass einige Eigenheiten der portugiesischen Sprache einzufluestern und interessante News zu uebermitteln. erstens - ja, auch hier gibt es Big-Brother! hier spricht man allerdings alle englischen Worte mit einem lustigen i am Ende aus, so dass man hier eben bigIbrother schaut, ins Kino geht um kingIkongI anzuschauen, bei mcIdonaldI isst, hipIhopI (besonders angenehm fuers Ohr) hoert oder seinen pitIbull ausfuehrt. Bei bigIbrotherbrasil hat uebrigens ein blonder Mann gewonnen, der von allen nur "o alemão" (wer erraet, was das heisst?) genannt wird.
was mir momentan am wichtigsten erscheint, ist, neben Beobachtungen zu diesem und jenem, der Bericht zu meinem grandiosen Kurztrip nach Ouro Preto, der mich allerdings leider dazu gebracht hat bereits ab dem 10. des Monats am Hungertuch zu nagen. Das wars aber Wert...
Meine Reisebegleitung war ein schon im letzten Eintrag erwaehnter Italiener, der sich auch als recht gute Wahl herausstellte - zumindest war er lernbereit. Nachdem er zwei Tage lang immer wieder erzaehlte, dass ich die Frau waere und darum alles entscheiden koennte (wohin wir gehen, dieses Museum, jene Kirche, was wir essen, welches Hotel etc.), kapierte er, dass das nicht ganz meine Art und Weise ist mit Menschen umzugehen und vermeldete am Sonntag zu meinem Erstaunen er haette jetzt Hunger und wuerde gerne essen. Ich war sowas von gluecklich von meinem Prinzessinentrohn heruntersteigen zu duerfen...
Ansonsten war die Zeit mit ihm sehr lustig und Ouro Preto im Distrikt Minas Gerais genau die richtige Wahl fuer die Osterzeit - trotz 12 Stunden Busfahrt...
Die Stadt ist erst einmal total niedlich und erstreckt sich mit kleinen Haeuschen, steinigen Strassen, kleinen Gaesschen ueber einige Huegel. Ein schoener Gegensatz zu Brasília, in das ich am liebsten nicht mehr zurueck gekehrt waere... Sowohl Ouro Preto als auch Mariana, ein Staedtchen 20 Minuten Busfahrt entfernt, welches wir auch besuchten, waren einmal Hauptstaedte des Distrikts Minas, bevor das ca. 20 km entfernte Belo Horizonte zum Dreh- und Angelpunkt der Gegend wurde. In Minas wurden Jahrhunderte lang Mineralien und Edelsteine abgebaut, an jeder Ecke gibt es kleine Minen und Bergbaumuseen. Eines besuchten wir und ich sah 40 verschiedene Goldsorten und zum ersten Mal in meinem Leben einen echten Diamanten. Am Karfreitag betrachteten wir eine Messe auf einem Kirchenvorpaltz, bei der vermutlich saemtliche Bewohner Ouro Pretos als Figuren des alten Testaqments auftraten und im Anschluss daran in einer grossen, langsamen Prozession durch die Stadt zogen. Am Ostersamstag verteilen die Ouro Pretoianer dann buntes Saegemehl auf den Strassen, wobei ein 4km langer Teppich aus Saegemehlbildern entsteht. Ich hatte das Glueck einem Kuenstler der Stadt (Spitzname Turco - der Tuerke) beim gestalten eines Franz von Assisi mit Gasmaske (GEGEN DIE UMWELTVERSCHMUTZUNG! - die Strasse, in der wir gelandet waren, stellte sich als Strasse mit Studentenwohnheimen heraus. Die Studenten jubelten ihren Strassenbildern gerne eine gewisse politische Bedeutung unter - im Gegensatz zum Rest der Stadt, die sich eher auf Friedenstauben und Jesuskinder verlegte) helfen zu duerfen und war spaeter sehr stolz auf mein Werk! Turco studierte Kunst in Ouro Preto, dass auch eine Studentenstadt ist und haelt sich momentan mit dem Verkauf von kitschigen Stadtansichten an Touristen ueber Wasser. Bei der Arbeit am Franz trafen wir auch dann auch noch auf einige Pharmaziestudenten (auch die hatten wundervolle Spitznemen: zum Beispiel "quatro Paos"= vier Brote oder "devagar"= slowmotion) , die in einer Républica (ich wuerd ja eher sagen Burschenschaft) nebenan wohnten, mit denen wir bis zur madrugada (Morgendaemmerung) Bier und Caipirinha tranken...
Am naechsten Tag begann morgens um 9 eine Prozession ueber die Saegemehlgebilde, die wir allerdings verschliefen... Als wir gegen 11 in die Stadt eilten, war die Strassenreinigung schon damit beschaeftigt, den ganzen Zauber, ueber den die Prozession hinweg gegangen war, wieder wegzufegen... -wir hatten ja Gottseidank schon nachts alles gesehen. Trotzdem hielt auch der Sonntag noch ein Erlebnis fuer uns bereit: der Pastor verteilte kiloweise Bonbons an seine Schaefchen, vor allem an die Kinder. Dieser Bonbonregen wurde musikalisch untermalt von einer Blaskapelle mit zerbeulten Kochtoepfen auf dem Topf und Toilettenpapier am Guertel. Was das sollte, konnte ich leider nicht herausbekommen, dafuer reichen momentan weder meine Portugiesischkenntnisse, noch meine Unverfrorenheit - trotzdem war das Bonbonfangen ein Fest fuer mich....
weitere Eigenheiten der portugiesischen Sprache:
régime=Diaet
torpedo=SMS
acadêmia=Fitnessstudio :-)
Niklas: dein Engel steht an meinem Bett und guckt auch ein bisschen auf deine Pruefung. Kopf hoch! Wird schon. Liebe Gruesse auch an Christine!
Grosseltern: nicht dass ihr vom vielen Telenovelaschauen noch viereckige Augen bekommt!
Lisa: Bin Bus gefahren, hab Musik gehoert, aus dem Fenster geschaut... Weisst schon...
Irene: Wieder in Halle? Wuensch dir Sommerspass nach der grossen Schneeballschlacht!
Micki: Da seid ihr am Ostersonntag aufgestanden bevor ich im Bett war... Uiuiui!
Sophie: Glueckwunsch zur fertigen Doktorarbeit. Kann gar nicht glauben, dass du bald mit Fug und Recht Zahnaerztin bist...
an alle: vielen Dank fuer die vielen Mails zu meiner neuen Sonnenbrille... Der schoenste Kommentar kam von Roland, der sie als "Reichrussenbegleitfraubrille" bezeichnete. MAcht euch keine Sorgen, die Brille ist jetzt schon kaputt...
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5 Kommentare:
Hi Schneeweißchen, nee, meine Doktorarbeit is noch weit davon entfernt fertig zu sein... Es fehlen noch 40 Seiten allgemeiner Teil und Diskussionskapitel. Also noch nicht zu früh loben ; )) Umarmung & viel Spaß!
Liebe Nori, nach unserem Spanien-Ausflug (in die Wärme...) ein Lebenszeichen. Konferenz in Valencia war erfolgreich, Ausflug in Anas "Village" sehr lustig (das halbe Dorf gehört zu ihrer Familie, dauernd sitzt einer in der Küche und bestaunt die Gäste) und Barcelona ist eine Reise wert (wir wohnten im Erasmus Studentenhotel(!). Bis bald mal wieder ganz viele liebe Grüße von K&T
bom dia nora
konntest du noch mehr sägespänebodenmalereien mit deiner kamera einfangen? wie weit sind diese orte von einander entfernt? und wie weit kommst du denn mit englisch? würde gern brasilien auch besuchen, aber am liebsten mich mit arbeit finanziern, nicht mit bafög/ stipendium/ familie & co. meinst du, ich phantasiere oder gibts dort möglichkeiten vor ort?
sonnenbrille: du solltest meine sonnenbrille & brille erst mal sehen. snorre müsste beide kennen. i glaub, i steh dir da in nix nach. meine ist sogar noch ganz genug um auf der nase zu bleiben ;)
...wenn ich nur wuesste, welcher der vielen mir bekannten Martins den letzten Kommentar hinterlassen hat, dann koennte ich ihm auch direkt antworten... Da ichs nicht weiss auf diesem Wege: mit Englisch kommst du hier wahrscheinlich nicht mal entspannt vom Flughafen zum Busbahnhof, das koennen hier wirklich wenige... Die gute Nachricht: ich bin seit einem Monat hier und kann mich schon ganz gut auf Portugiesisch unterhalten! Ansonsten ist hier alles sehr weit voneinander entfernt: von Brasilia nach Ouro Preto (wo es zu Ostern den Saegemehlteppich gibt) faehrst du 12 Stunden, von Sao Paulo nach Brislia 17 Stunden - und das ist fuer Brasilien mehr oder weniger nah...
jaja, "martin" ist ein gattungsbegriff... meistens hängen leute "der, mit den langen haaren", "der kleine...", "kuschel..." oder manche mir weniger bekannte "bombenleger" u.a.m. an meinen namen, damit klar ist, um wen es geht. was sagst du, wenn du von mir redest?
...puh, die empfundenen entfernungen sind echt wie russland. was die größe eines landes doch für fundamentale einflüsse aud erfahrung von entfernungen u beweglichkeit ausmacht.
portugisisch würde mir wohl n bissl schwer fallen. nach all den treffen mit portugisen (keine brasilianer) scheiterte i immer an der korrekten aussprache von "joao". so was ist mir in romanischen sprachen noch nie passiert.
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