nun bin ich also nicht nur in Brasilien angekommen, sondern endlich auch wirklich da - und zwar in Brasilia, der Stadt, in der ich das naechste halbe Jahr verbringen werde. ---und mir gehts gut!
Am Abend in Sao Paulo verbrachte ich noch eine reizende Nacht mit Gil, dem Paulista. Wir besuchten einen Club, der frueher ein VIP-Club war, mittlerweile aber nicht mehr sooo legal (=cool) ist. Mich wollte man anfangs gar nicht hereinlassen, denn im Gegensatz zu allen anderen trug ich ein Kleidungsstueck, was mehr als 30% meines Koerpers bedeckte. Naja... Endlich drinnen versuchte ich mich an meinem ersten Caipirinha und, holla, der zog mir sowas von die Schuhe aus... Ich habe ihn nur gaaan langsam getrunken und war damit Zielscheibe einigen Spotts, denn die Brasilianer schluerften das Zeug wie nichts...
Am folgenden Tag erreichte ich dann endlich Brasilia, wo ich die ersten zwei Tage bei meiner Professorin Wivian wohnte. Am Samstag zog ich dann in meine Wohnung um, die ich mit Dirce, einer Studentin von Wivian teile. Dirce ist 37 JAhre alt und studiert neben ihrer Arbeit im Frauenministerium, da sie sie mit einem Uniabschluss bessere Karrierechancen hat. Mit Dirce war ich am Samstag auf dem GEburtstag des Bildungsministers, von dem das Geruecht umgeht, dass er sehr schoen waere. Das kann ich jetzt nicht aus vollem Herzen bestaetigen, die Freundinnen von Dirce waren aber sehr beeindruckt. Ich habe selten mehr Abendkleider gesehen als an diesem Abend und fand mich in meinen Schlabberjeans ein wenig underdressed... War aber nicht so schlimm.
Die Wohnung von Dirce ist der Hammer, ziemlich gross und mit zwei Balkonen. Ich habe ein eigenes Zimmer und ein eigenes Bad und mir mittlerweile auch gemerkt, dass man das Toilettenpapier nicht herunterspuelen darf.
Brasilia erscheint mir wie ein Parkhaus, bei dem man sich genau merken muss, in welcher Buchte man sein Auto abgestellt hat. Die Stadt sieht aus der Vogelperspektive aus wie ein Flugzeug und heisst im Volksmund Plano Piloto. Waehrend sich im Rumpf die Verwaltungsgebaeude und Ministerien befinden, sind die Fluegel der Ort der Wohnbloecke. Ich wohne im Nordosten des Nordfluegels und habe daher die wundersame Adresse Suberquadra Norte 215, Bloco K, Apartamento 301. Alles ist total logisch aufgebaut und nach wenigen Tagen brauchte nicht mal ich, deren Orientierungssinn gegen Null tendiert, einen Stadtplan.
Gestern war ich den halben Tag damit beschaeftigt mir eine Carteirinha, einen Studentenausweis, zu besorgen. Unterstuetzt wurde ich dabei von Proscille, die auch bei Wivian studiert und waere ohne ihre Hilfe wahrscheinlich jetzt noch damit beschaeftigt von Pontius zu Pilatus zu laufen. Mittlerweile bin ich aber im BEsitz eines weissen Papierfetzten, der mich als Studentin der Uni Brasilia ausweist. Heute morgen musste ich noch ein Foto machen lassen, von dem ich sicher bin, dass es total bescheuert aussieht. Trotzdem ist jetzt alles geregelt. Drei mal in der Woche mache ich einen Portugiesischkurs, zwei mal ethnographiere ich in einer Schule und am Freitag nachmittag nehme ich an einer Forschungswerkstatt (fuer alle Nicht-Erziehungswissenschaftler: Austausch ueber Forschungserfahrungen in den laufenden Projekten) teil.
Gestern war ich auch mit Dirce im Nationaltheater um ein Konzert der Oslo Camerata (Kammerorchester) zu hoeren, die umsonst gespielt haben. War sehr beeindruckt. Cellokonzert in Dó Maior (welche Tonart auch immer das ist) von Haydn und anderes. Bernard, du waerst begeistert gewesen!
Das, was mich hier bis jetzt fast am meisten beeindruckt ist die Hingabe, mit der die Brasilianer Schlange stehen. Wo auch immer man auf eine Fila (Schlange) stoesst, stehen freundliche Menschen stundenlang und voellig ergeben an, waehrend ich bereits nach dreieinhalb Minuten einen Anfall von Wahnsinn bekomme. Stand heute eine Stunde an der Mensa an und bin fast Amok gelaufen. Ueberhaupt: Essen/Vegetarismus in Brasilien. War am Sonntag mit Dirce bei einem Churrasco (Grillparty, nennt das mein Woerterbuch) und es gab ganz viel blutiges Fleisch. In der Mensa gibt es einen Extraraum fuer Vegetarier, in denen nur diese essen koennen. Man kann auch nicht mit seinem Vegetarierteller in den grossen Saal gehen. Das hat Vor- und Nachteile. Einmal ist zwar die Schlange am Vegetarierraum viel kuerzer als am Normalraum, andererseits essen aber fast alle anderen im Saal, so dass ich heute ganz alleine essen musste :(. Allerdings hat sich bald ein Sportstudent, der ca. 1,50m gross war, meiner angenommen...
Also, mir gehts gut, ich hoffe euch auch und geniesst den beginnenden Sommer in Deutschland!
hier noch das persoenliche an Massenmails...
Niklas: vai dar certa... (alles wird gut!)
Mama: Liebe Gruesse!
Grosseltern: Kommentare sind was feines!
Aline: hier heissen ganz viele Leute so wie du! Und ich hab ein norwegisches Orchester gesehen
Silke: vermiss euch auch ein bisschen und komme am 07.10. wieder! Gruesse an alle Flodders!
Afonso: sorry for not writing again, i will as soon as i find time and reliable internetacess here! So far, i am good, but my portugese sucks!
BueroWG: Schoen, dass ihr meinen Wegflug gebuehrend gefeiert habt :) Wuensch euch trotz Sommerwetter ausreichend Arbeitselan, aber den habt ihr ja eigentlich immer!
4 Kommentare:
Liebe Nori - kein SPAM von Mama sondern nur ganz liebe Grüße von uns allen und diversen anderen aus unserem Umfeld (Elisabeth, Mex&Wolfgang, Dagi&Christian, Daniela, Jose (PhD aus Portugal...) Knut,...) laß es Dir gut gehen und pass auf Dich auf!!!
Hi Nora
eiegtnlcih sollte ich ja schlafen, damit ich Morgen früh wieder fleißig lernen kann, aber ...
Wenn ich eh nicht schlafen, kann ich mich auch auf Deinen Block setzen und irgendwo ein paar Grüße hinkritzeln. Du musst sie jetzt nur noch finden.
Die Grosseltern
gucken sich ja normalerweise keine Telenovelas an, aber nun fiebern sie jeder neuen Telenovelafolge ihrer boluda-neta aus dem tropischen Paradies entgegen! Herzliche Ostergruesse sind es diesmal von uns, auch wenn Du sie sicherlich erst nach den Feiertagen liest, wenn Du vom Ausflug in den Sueden zurueck bist. Wir werden morgen am Ostersonntag mit Deinen Eltern bei uns zum Lammbraten beisammen sein und viel an Dich denken. Machs weiter gut!
Guten Morgen, Nori - wir haben unser österliches Tagwerk mit Osterfeuer ab 5.00 (jule als musician schon ab 4.30 huhuuu) und Gottesdienst mit anschließendem Schläfchen sowie danach endlich demtraditionellen Ostereiersuchen (leider ohne Hoffels)schon erledigt (im wahrsten Sinne des Wortes, denn nun sind wir erledigt). Frohe Ostern wünschen Micki, Mary,Luj, Rexi, Zorro und Zimtel!
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